Operative Therapie des Lymphödems

Die konservative Therapie der chronischen Lymphödeme ist eine lebenslange Angelegenheit. Dabei müssen Arzt, Therapeut, Kompressions-Versorger (Sanitätshaus oder Apotheke, die die Kompressionsstrümpfe liefert) und Patient(inn)en eng zusammenarbeiten. Denn jede Schwäche in dieser Kette wird sich negativ auf den Ödemzustand auswirken. Für die meisten Betroffenen stellt das eine große Belastung dar, die ihre Lebensqualität zusätzlich schmälert. Unter diesem Aspekt ist es verständlich, dass Mediziner schon früh nach Alternativen für die konservative Therapie des Lymphödems gesucht haben. So suchten sie nach wirksamen Medikamenten, wurden aber trotz anfänglicher Erfolgsaussichten schließlich doch nicht fündig. Ein anderer Ansatz ist die Chirurgie.

Prinzipielle Möglichkeiten der operativen Behandlung von chronischen Lymphödemen

Chronische Lymphödeme entstehen durch einen Defekt, der die Transportkapazität des Lymphgefäßsystems verringert. Dieser Defekt kann behoben werden, indem man chirurgisch die defekte Stelle überbrückt oder einen alternativen Abflusskanal anlegt. Daneben gibt es noch Eingriffe, um das Volumen lymphödematöser Gliedmaßen zu reduzieren. Sie können in Betracht gezogen werden, wenn das ödematöse Gewebe so stark vermehrt und verhärtet ist, dass die Beweglichkeit der betroffenen Gliedmaße beeinträchtigt ist oder aufgrund der asymmetrischen Gewichtsbelastung des Körpers orthopädische, muskuläre oder neurologische Folgeschäden auftreten bzw. zu befürchten sind. Die heute etablierte Lymph-Chirurgie umfasst

Rekonstruierende Maßnahmen

Diese können angewandt werden, um den Lymphabfluss wiederherzustellen (rekonstruieren). Hier stehen uns heute zwei Methoden zur Verfügung:

1. Autologe Transplantation bzw. Transposition von Lymphgefäßen: Bei der Transplantation werden in einer mikrochirurgischen Operation (mit Mikroskop) von der Innenseite eines Oberschenkels ein, zwei oder drei Lymphbahnen mit einer Länge von bis zu 30 cm entnommen. Beim sekundären chronischen Armlymphödem wird das Transplantat zwischen dem vom Lymphödem betroffenen Arm und einer gesunden Lymphbahn am Hals mikrochirurgisch verlegt. Das Transplantat verläuft dann in einem unter der Haut liegenden Tunnel und soll die Lymphe aus dem gestauten Lymphsystem in das gesunde stammnahe System abführen. Inzwischen wurde die Methode in einigen Fällen auch erfolgreich zur Therapie sekundärer Kopf-Lymphödeme infolge von Krebs-Operationen („neck dissection“) und Bestrahlung von Lymphknoten im Halsbereich eingesetzt.

Beim chronischen einseitigen Bein-Lymphödem kann die Lymphgefäß-Transposition eine Therapieoption sein. Dabei wird eine Lymphbahn am gesunden Oberschenkel bis zu 30cm Länge freipräpariert, am fußwärtigen Ende durchtrennt und dieses Ende unter der Haut entlang zur gegenseitigen Leiste hindurchgezogen. Dann wird das Ende der verlegten Lymphbahn („Transponat“) an eine Lymphbahn in der Leiste mikrochirurgisch angeschlossen. Die Lymphe der gestauten Extremität kann dann über dieses Transponat zur gegenseitigen (gesunden) Leiste abgeleitet werden. Eine Kontraindikation für diese OP ist eine Lymphabfluss-Störung auch am gegenseitigen Bein.

Voraussetzung sowohl für die Lymphgefäß-Transplantation als auch die Lymphbahn-Transposition ist, dass der Lymphabfluss in dem Bereich der Entnahmestelle intakt ist. Anderenfalls besteht die Gefahr, dass dort ein sekundäres Lymphödem entsteht („Hebedefekt-Morbidität“). Da hier Spender und Empfänger des Transplantats ein und dieselbe Person ist, sprechen wir von einer „autologen Transplantation“. Diese Art von Operation ist sehr kompliziert, nur einige wenige Spezialisten beherrschen sie.

2. Transplantation von Lymphknoten: Dabei wird ein etwa walnussgroßes Stück Gewebe, in dem sich ein oder mehrere Lymphknoten befinden, von einer Körperstelle an eine Stelle implantiert, an der eine Unterbrechung des Lymphgefäßsystems vorliegt. Für die Blutversorgung wird mikrochirurgisch eine Arterie und eine Vene des Gewebestücks mit Blutgefäßen der Empfängerstelle verbunden. Schon in sehr kurzer Zeit wird der Entstauungs-Effekt sichtbar. Dabei wissen wir noch gar nicht ganz genau, warum das so gut funktioniert. Klinische Studien und wissenschaftliche Erfahrung legen nahe, dass eine Kombination aus zwei Mechanismen dem Erfolg der Transplantation zugrunde liegen könnte: Zum einen nehmen die transplantierten Lymphknoten Lymphflüssigkeit wie ein Schwamm auf und leiten sie über ihre Venen in den Blutkreislauf ein. Zum anderen geben die transplantierten Lymphknoten „lymph-angiogenetische Wachstumsfaktoren“ in das umliegende Gewebe ab, die dort neue Lymphbahnen sprießen lassen. Diese verbinden sich mit den transplantierten Lymphknoten, die sodann die Lymphe aus dem Ödemgebiet aufnehmen und so den Lymphabfluss wiederherstellen.

Ableitende Maßnahmen

Mit diesen Maßnahmen wird eine künstlich angelegte Verbindung („Anastomose“) zwischen zwei Gefäßsystemen gelegt, um Lymphflüssigkeit abzuleiten. Sie sind im Vergleich zu Transplantation von Lymphgefäßen oder Lymphknoten deutlich weniger invasiv und somit risikoärmer.

Lympho-venöse Anastomose (LVA): Dabei wird eine Verbindung zwischen Lymphkollektoren (mit einem Klappensystem versehene Lymphgefäße) und dem venösen Blutkreislauf hergestellt. Über diese Verbindung kann die im Gewebe anfallende lymphpflichtige Last „vor Ort“, also noch vor der Lymphbahn-Blockade in den Blutkreislauf abgeleitet werden. Der kleine Eingriff erfolgt „supermikrochirurgisch“, da dabei die Lymphgefäße mit einem Durchmesser von weniger als 0,7 mm unter dem Mikroskop mit feinsten OP-Fäden mit kleinen Venen (Venolen) verbunden werden. Die OP kann meist in örtlicher Betäubung („Lokalanästhesie“) durchgeführt werden und dauert maximal etwa drei Stunden, darauf folgt ein stationärer Aufenthalt von zwei bis vier Tagen.

Resezierende Maßnahmen

Bei Lymphödemen kommt es im Lauf der Zeit häufig zu einer Vermehrung des Fettgewebes und des Bindegewebes („Sekundärveränderungen“). Das kann zur Beeinträchtigung von körperlichen Funktionen führen und in bestimmten Fällen eine Gewebe-reduzierende Maßnahme erforderlich machen. Das Ausmaß der Resektionen reicht dabei von einfachen Exzisionen (chirurgisches Entfernen) von überstehenden Fett-Haut-Anteilen bis hin zur vollständigen Entfernung der Haut und des Unterhautfettgewebes einschließlich der darunter liegenden Faszie (Muskelhaut). Derartige Eingriffe sind ausgesprochen invasiv und gelten heutzutage bestenfalls als Methoden der letzten Wahl.

Moderne Formen der Resektion sind die verschiedenen Techniken der Liposuktion und Lipo-Lymphosuktion. Hierbei wird das vermehrte Gewebe des Lymphödems mittels Kanülen ähnlich wie bei der Fettabsaugung über kleine Einstichstellen teilweise oder völlig entfernt. Die eigentliche Ursache des Lymphödems, die verminderte Transportkapazität des Lymphgefäßsystems, wird dabei nicht behoben. Durch die Verminderung der Gewebsmasse kann jedoch die lymphpflichtige Last vermindert werden. Dann wird weniger Lymphe produziert und das geschwächte Lymphsystem muss weniger Lymphflüssigkeit transportieren. Auch die Dermolipektomie (Hautstraffung) kann diese Funktion erfüllen. Der alte Grundsatz, dass im Bereich des chronischen Lymphödems keinesfalls operiert werden darf, gilt heute nur noch mit Einschränkungen.

Kombinierte Maßnahmen

Im Prinzip sind Kombinationen etwa aus rekonstruierenden und resezierenden Maßnahmen oder ableitenden und resezierenden möglich. Allerdings scheinen viele Experten keine allgemeine Neigung für derartige Kombinationen zu verspüren. Entscheidungen in dieser Hinsicht können in jedem einzelnen Fall nach sorgfältigem Abwägen aller Pros und Contras gefällt werden.

Einrichtungen mit lymph-chirurgischen Leistungsangeboten

Hier finden Sie in alphabetischer Reihenfolge der Städtenamen die lymph-chirurgischen Einrichtungen. Für die Vollständigkeit der Aufzählung und Richtigkeit der Angaben können wir keine Gewähr leisten.

Universitätsklinikum Aachen – Klinik für Plastische Chirurgie, Hand- und Verbrennungschirurgie, Univ.-Prof. Dr. med. Justus P. Beier, Privat-Doz. Dr. med. Anja M. Boos, E-Mail: aboos@ukaachen.de, Tel.: 0241 / 80-89700

St. Marien-Krankenhaus Berlin – Plastische, Ästhetische u. Rekonstruktive Mikrochirurgie, Handchirurgie, Dr. med. Steffen Schirmer, E-Mail: Schirmer@marienkrankenhaus-berlin.de, Tel.: 030 - 76 783 521

Charité – Universitätsmedizin Berlin – Abteilung für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie an der Charité, PD Dr. med. Christian Witzel, Tel.: 30 - 450 564 247, plastische-chirurgie.charite.de/metas/kontakt

Gemeinschaftskrankenhaus Berlin-Havelhöhe – Klinik für Plastische Chirurgie u. Handchirurgie, Lymphchirurgische Sprechstunde, Privat-Doz. Dr. med. Gerrit Grieb, E-Mail: plastische-chirurgie@havelhoehe.de, Tel.: 030 / 36501-296, www.plastischechirurgie-solingen.de

Helios Klinikum Berlin-Buch – Plastische und Ästhetische Chirurgie, Priv.-Doz. Dr. med. Oliver Thamm, Tel.: 030 / 9401-12450, E-Mail: oliver.thamm@helios-gesundheit.de

St. Rochus Hospital Castrop-Rauxel, Katholische St. Lukas Gesellschaft – Klinik für Plastische Chirurgie, Rekonstruktive Lymph- und Supermikrochirurgie, Privat-Doz. Dr. med. Andrej Ring, E-Mail: plastische-chirurgie@lukas-gesellschaft.de, Tel.: 02305 - 294 2801 (Mo-Fr von 8:30 bis 15:30), plastische-chirurgie.rochus-hospital.de

Sana Krankenhaus Düsseldorf-Benrath – – Plastische & Ästhetische Chirurgie, Dr. med. Katrin Seidenstücker, E-Mail: katrin.seidenstuecker@sana.de, Tel.: 0211 / 2800-1900, www.sana-benrath.de, www.sana-benrath.de

Universitätsklinikum Erlangen – Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg – Plastische- und Handchirurgische Klinik, Univ. Prof. Dr. med. Dr. h. c. Raymund E. Horch, Dr. med. Ingo Ludolph. Sekretariat: Tel.: 09131 85-33277, E-Mail: irma.goldberg@uk-erlangen.de, Tel.: 030 - 76 783 521, www.plastische-chirurgie.uk-erlangen.de

BG Klinik Frankfurt am Main – Plastische, Hand- und Rekonstruktive Mikrochirurgie, Hand-Trauma-Center, Prof. Dr. med. Christoph Hirche, Tel.: 069 475-2323069, E-Mail: pc-hc@bgu-frankfurt.de

Universitätsklinikum Freiburg – Klinik für Plastische und Handchirurgie, Dr. Z. Kalash, Dr. F. Simunovic, Spezialsprechstunde Lymphchirurgie: Montag 12.30 - 15.30 Uhr, Anmeldung: 0761 / 270-27790

Universitätsmedizin Göttingen – Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie Prof. Dr. med. Gunther Felmerer. E-Mail: CUOP@med.uni-goettingen.de, Tel.: 0551 / 39 224 62

Privatpraxis Dr. med. Catarina Hadamitzky Hannover – Plastische, Ästhetische und Handchirurgie, Lympho-Vaskuläre Erkrankungen und Ödeme. E-Mail: info@dr-hadamitzky.com, Tel.: 0511 / 30 40 888, www.dr-hadamitzky.com

ETHIANUM Klinik Heidelberg – Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Orthopädie, Operative Gynäkologie, Privat-Doz. Dr. H. Engel / Dimitrios A. Takas / Prof. Dr. G. Germann, E-Mail: plastische-chirurgie@ethianum.de

Praxis Dr. Czermak und Priv.-Doz. Dr. Pelzer in Heidelberg E-Mail: praxis@pelzer-czermak.de, Tel.: 06221 / 6479778, www.pelzer-czermak.de

Klinikum Kassel – Klinik für Plastisch-rekonstruktive, Ästhetische und Handchirurgie, Prof. Dr. med. Goetz Andreas Giessler, Federico Becker-Fornet, Sekretariat: 0561 980-3001/ -3811/-3810

CG Lympha Fachklinik für Operative Lymphologie Köln, Prof. hon. (Univ. Puebla) Dr. med. Manuel E. Cornely, Dr. med. Matthias Gensior, E-Mail: post@cg-lympha.de, Tel.: 0221 / 168022-0

Universitätsklinikum Leipzig – Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Bereich Plastische, Ästhetische und spezielle Handchirurgie. Prof. Dr. med. Stefan Langer, E-Mail: Stefan.Langer@medizin.uni-leipzig.de".de, Terminabsprache für Sprechstunde: 0341 / 97-17004, Sekretariat: 0341 / 97-17140, www.oup.uniklinikum-leipzig.de

BG Klinik Ludwigshafen – Klinik für Hand-, Plastische- und Rekonstruktive Chirurgie, Mikrochirurgie Dr. med. Emre Gazyakan E-Mail: plastische-chirurgie@bgu-ludwigshafen.de, Lymphorekonstruktive- / lymphangiologische Sprechstunde, 1., 2. und 3. Mittwoch im Monat, 13-16 Uhr: 0621 / 6810-2010

Klinikum rechts der Isar, München – Klinik und Poliklinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie, Prof. H.-G. Machens, Dr. M.-S. Kwak, Sekretariat: 089 / 4140 2171, www.plastchir.med.tum.de

HELIOS Klinikum Niederberg – Klinik für Gefäßchirurgie, Dr. med. Hans-Jürgen Wilmer, Tel.: 02051 / 982-2020, Hans-Juergen.Wilmer@helios-gesundheit.de

ELBLANDKLINIKUM Radebeul – Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Brustchirurgie, Dr. med. Mario Marx, Tel.: 0351 / 833 3350, www.elblandkliniken.de/radebeul/fachabteilungen/plastische-chirurgie

Universitätsklinikum Regensburg – Abteilung für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Prof. Dr. Dr. Lukas Prantl, Tel.: 0941 944-6763, E-Mail: monika.lerchenberger@ukr.de

Dreifaltigkeits-Krankenhaus Wesseling (bei Köln) – Plastische und Ästhetische Chirurgie, Dr. med. Dirk F. Richter, E-Mail: d.richter@krankenhaus-wesseling.de, Tel.: 02236 / 77-387, www.plastische-chirurgie-wesseling.de

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